Johann Peter Hebel (1760 – 1826)

„Ich habe frühe gelernt arm sein und reich sein, nichts haben und alles haben, mit den Fröhlichen froh sein und mit den Weinenden traurig.“ – so sagt er einmal im Rückblick. Und das spürt man in seinen Geschichten. Es ist der zutiefst menschliche Blick auf seine Figuren, der einen nicht los kommen lässt von Johann Peter Hebel – diesem wahren Menschenfreund. Sein Leben kennt nicht die dramatischen Wendungen, die verzweifelte Sinnsuche, das schwindelerregende Auf und Ab. Der Ausgleich ist sein Metier. Pfarrer will er gerne werden, wird aber doch Lehrer. Aber auch Lokalzeitungsredakteur, sogar angesehener Prediger am Hof des badischen Großherzogs in Karlsruhe ... und später wird einmal Marcel Reich-Ranicki sagen: „Seine Geschichten gehören zu den schönsten in deutscher Sprache“.

Geschichten aus dem Schatzkästlein

Kurz und bündig sind sie, oft nur wenige Minuten lang, treffend gezeichnet, wunderbar leicht in der Anmutung: Wie kam eigentlich der notorische Nichtschwimmer in den Ruf, gleich den ganzen Ärmelkanal durchqueren zu können? Wieso legte die Alte mit dem Krückstock zur Beerdigung ihres Mannes ihr Hochzeitskleid an? Und warum wohl der junge Rekrut ein ganzes Jahr ununterbrochen Wache schieben musste? Nun, das Leben wird weitergehen, aber die Antworten klingen doch nach und erfreuen das Herz.